Moritz sitzt am Küchentisch.
Cappuccino in der Hand, Watchlist auf dem Smartphone.
Eine Aktie blinkt grün: +12 % heute – der perfekte Einstieg, denkt er.
Zwei Stunden später: 18 geöffnete Tabs, 37 gezoomte Charts, drei Mal die gleichen News gelesen.
Er fühlt sich wie der Herrscher über den Markt.
Drei Tage später: Aktie tiefrot – ohne erkennbaren Grund.
Und das, obwohl Moritz alles getan hat, was in den Lehrbüchern steht – seine Hausaufgaben.
Aber er lernt: Selbst erfahrene Anleger müssen Unsicherheit zulassen, um nicht in den Kontrollzwang zu verfallen.
🔹Genau so ging es mir – nur in größerem Maßstab.
Späte 1990er. Internetblase. Ich, junger Fondsmanager, voller Überzeugung bei einem Börsenspiel mit 100 Aktien zur Auswahl.
Ich: „Ich mache technische Analyse, fundamentale Analyse, checke Timing und Analystenmeinung – und wähle die fünf besten Aktien. Das Spiel gewinne ich sicher. Wer soll mich schlagen?“
Sie: „Cool, ich kenne mich zwar nicht aus – aber zeig mal her.“
Klick. „Cisco klingt cool. Nokia hab ich schon gehört.“
Vier Wochen später:
Ich – Platz 3.657.
Meine Frau – Platz 14.
Mein Ego? In Trümmern.
Mein Learning? Mehr Analyse bedeutet nicht mehr Kontrolle – nur mehr Illusion.
Und oft sind es nicht die Fakten, die uns ins Handeln treiben – sondern Emotionen wie Stolz, Ungeduld oder Angst, etwas zu verpassen.
Drei Regeln, um nicht in diese Falle zu tappen:
- Klare Kriterien vor der Analyse – damit ich weiß, wann Schluss ist
- Zeitlimit bei Research – keine nächtlichen Klick-Marathons
- Akzeptieren, dass der Markt ein Eigenleben hat – und mich auf meine Reaktion konzentrieren
Und noch etwas habe ich gelernt:
- Mach deine Hausaufgaben – und gib Investments Zeit, sich zu entfalten. Vier Wochen sind oft nicht genug, um Substanz zu zeigen. Geduld braucht nicht nur Zeit, sondern auch innere Ruhe.
- Baue auf ein solides Fundament – zum Beispiel ein breit gestreutes Basisinvestment über einen Fonds oder ETF
- Kurzfristige Rankings sind kein Ziel – echter Erfolg an der Börse misst sich in Jahren, nicht in Wochen
Moritz hält sich inzwischen an genau diese Prinzipien. Weniger Ego, mehr Struktur – und ein Portfolio, das auch ohne Dauer-Klicks atmet.
Und der Mutmachteil?
Platz 3.657 war ein emotionaler Tiefschlag – aber genau dieser Moment hat mich zu einem besseren Investor gemacht. Fehler gehören dazu – sie sind nicht das Gegenteil von Erfolg, sondern ihr Fundament.
Learning aus Kapitel 2:
Kontrolle an der Börse ist wie ein Regenschirm im Sturm – du hältst ihn, aber der Wind entscheidet.
Und du?
Was war dein „Platz 3.657“-Moment – und welche Regel hast du daraus abgeleitet?
Teile es in den Kommentaren – wir lernen (und lachen) gemeinsam.
🔸„Börse kannst auch du“ – bald erhältlich.
Ich bin mit meiner Lektorin in den finalen Zügen – und am Donnerstag spreche ich mit dem Verlag über den letzten Feinschliff. Es fühlt sich an, als stünde das Buch schon in den Startlöchern.
Finanzbildung mit echten Geschichten – und ehrlichen Learnings.