Aus 1 mach 2
Äpfel mit Äpfeln: Wie du Fonds und ETFs sinnvoll vergleichst
Moritz sitzt am Küchentisch und hat zwei Fonds auf dem Schirm. Beide sehen gut aus, aber auf unterschiedliche Weise. Er stoppt den Impuls und stellt die einzige Frage, die alles sortiert: Wozu soll der Fonds in meinem Depot dienen? Erst wenn die Rolle klar ist, lohnt sich der Vergleich.
1) Rolle vor Zahl
Beantworte zuerst den Zweck, sonst vergleichst du Zahlen ohne Ziel.
- Basisinvestment: breit, kosteneffizient, tragende Säule.
- Themen-Beimischung: fokussiert, klar definierter Anteil am Depot.
- Cashflow: regelmäßige Ausschüttungen, passend zu persönlichen Ausgaben.
- Risikoneigung: wie viel Schwankung ist für dich akzeptabel.
2) Die faire Vergleichsfläche
Jetzt normierst du die Bühne, damit Äpfel mit Äpfeln verglichen werden.
- Kategorie oder Index: gleiche Peergroup oder derselbe Referenzindex.
- Zeitraum: netto nach Kosten und über die längste gemeinsame Historie.
- Ergebnislogik: immer Total Return betrachten, also Performance inklusive wiederangelegter Ausschüttungen, egal ob ausschüttende oder thesaurierende Anteilklasse.
- Währung: gleiche Währung oder bewusst gewähltes Währungsrisiko.
- Replikation: ähnlich, z. B. physisch zu physisch.
- Mindestkriterien: mindestens drei Jahre Historie und mindestens 30 Mio. Euro Fondsvolumen für eine solide Vergleichsbasis.
3) Kennzahlen, die wirklich tragen
Die TER (Total Expense Ratio) ist sichtbar, doch entscheidend ist, wie gut der Fonds sein Ziel trifft.
- Tracking Difference über Zeit: trifft der Fonds den Index oder die Strategie zuverlässig.
- Schwankungsbreite und größter Rückgang: Reality-Check in ruhigen und in stürmischen Phasen.
- Kostenstruktur: TER im Kontext der Tracking Difference lesen.
- Volumen und Alter: können Stabilität andeuten.
- Handelbarkeit: bei ETFs zeigt sich das im typischen Spread.
- Umsetzungslogik: konsistente Strategie statt Schaufenster-Grafiken.
- Ausschüttungsqualität (Patrick): verlässlicher Cashflow ohne Substanzverzehr, sinnvolle Rhythmik und Steuerlogik zum Wohnsitz passend.
Kein Beauty Contest. Entscheidend ist Belastbarkeit über Zeit, nicht die lauteste Jahreszahl.
4) Die Entscheidungslogik
- Erstelle eine Shortlist mit den stärksten Kandidaten.
- Prüfe, welcher Fonds die definierte Rolle am besten erfüllt.
- Triff deinen Go-oder-Warten-Entscheid und halte ihn in einem Kaufmemo fest.
- Wartungsregel: einmal pro Jahr Annahmen und Rolle prüfen, nicht täglich den Kurs.
Was die drei sagen
Lisa: „Schreibe die Depot-Rolle in einem Satz ganz oben auf die Seite und starte erst dann mit der Analyse.“
Moritz: „Gleiches Universum, längste gemeinsame Historie, netto nach Kosten. Sonst gewinnst du das Schaufenster, nicht den Alltag.“
Patrick: „Prüfe Ausschüttungsqualität und Spread. Halte eine einfache Wartungsregel ein und prüfe einmal pro Jahrdie Qualität.“
Mini-Challenge (heute umsetzbar)
Wähle zwei Fonds für dieselbe Aufgabe.
Formuliere die Rolle in einem Satz.
Vergleiche über denselben Zeitraum, netto nach Kosten, Total Return, gleiche Währung.
Notiere drei Sätze: Tracking Difference über Zeit, Verhalten im Abschwung, dein Entscheid Go oder Warten.
Optional als Kaufmemo speichern.
Hinweis: Das ist keine Empfehlung, sondern ein Prozess, der dir hilft, klarer zu entscheiden.
FAQ in zwei Sätzen
Was bedeutet Total Return?
Die Gesamtrendite inklusive wiederangelegter Ausschüttungen. So siehst du, was wirklich ankommt.
Was ist die Tracking Difference?
Die Abweichung zwischen Fonds und Ziel über die Zeit. Je kleiner und stabiler, desto verlässlicher die Umsetzung.
Aus 1 mach 2 – unser Buchhinweis
„Börse kannst auch du“ erscheint in zwei Bänden. Der Stoff ist gewachsen, deshalb trennen wir Grundlagen und Vertiefung. Mehr Tiefe und Praxis, gleiche Klarheit.