
Aus 1 mach 2
Sinn und Rendite: Lisas ehrlicher Nachhaltigkeitscheck
Lisa sitzt am Fenster. Früher Morgen, es ist still. Auf dem Tisch liegen zwei Zettel: Sinn und Rendite. Lange fühlte es sich an, als müsste sie wählen. Heute sucht sie nicht das perfekte Etikett, sondern Wirkung, die trägt. Die Leitfrage lautet: Welche Nachhaltigkeit verändert Rendite und Risiko wirklich?
Der Bogen dahinter: Von Story zu Zahlen zu Verantwortung
In den späten 1990er Jahren kaufte ich in der Blütephase der Internetblase nur die Story und die Kursfantasie. Schmerzhafte Verluste waren die Folge. Danach fokussierte ich mich nur auf harte Fakten und Zahlen – korrekt, aber oft blind für das, was außerhalb der Tabelle geschieht. 2010 kam ich als Fondsmanager direkt mit dem Nachhaltigkeitsthema in Berührung. Seitdem ist der Blick breiter. Nachhaltigkeit ist Risikomanagement. Man erkennt früher, wo es brennt.
Wer möchte in Unternehmen investieren, die zwar gute Zahlen liefern, aber korrupt sind, Schmiergelder zahlen oder Menschenrechte nicht einhalten? Oder in Unternehmen, die Menschen ausbeuten oder vermeidbare Umweltschädenin Kauf nehmen, nur um den Profit zu maximieren? Kurzfristig mag das funktionieren. Langfristig folgt die Rechnung.
Die stärkste Wirkung entsteht, wenn alle vier Bausteine zusammenspielen: Equity Story, harte Finanzzahlen, Bewertung und Nachhaltigkeit.
Materiell statt Dekoration
Materiell heißt: Nachhaltigkeit verschiebt Umsatz, Kosten, Kapitalkosten oder Rechtsrisiken. Alles andere ist Dekoration.
Ein Anker aus der Realität: die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko 2010. Ein Ereignis mit großem Umweltschaden, Menschenleben, jahrelangen Rechtsfolgen und Milliardenzahlungen für den Verursacher. Genau hier wird Nachhaltigkeit zum Renditethema – Cashflows werden getroffen, zusätzliche Investitionen sind nötig, Bewertungen verändern sich.
Lisas Greenwashing-Check
Stimmen Worte und Geldflüsse überein?
Werden Stimmrechte aktiv und nachvollziehbar genutzt?
Stehen die wichtigen Kennzahlen im Geschäftsbericht – nicht nur in einer Präsentation?
Tragen diese Antworten, geht Lisa weiter.
Herz, Kopf, Hand: So wird es praktisch
- Rolle im Depot klären
Basisbausteinoder thematische Beimischung. Erst die Aufgabe, dann die Analyse. - Zahlen verknüpfen
Welche zwei Treiberbestimmen heutedie Profitabilität?
Welche eine Investition macht das Geschäft morgen robuster? - Portfolio Fit prüfen
Ergänzt die Position dein Portfolio – oder verdoppelt sie nur Vorhandenes?
Die Brücke zur Bewertung
Steigen CO2 Preise oder werden Lieferketten teurer, schrumpfen Margen. Investitionen steigen, der freie Cashflowfällt, der faire Wert rutscht nach unten. Darum gehört Nachhaltigkeit in jedes Bewertungsmodell. Wer nur Story oder nur Zahlen sieht, übersieht Risikokosten – und verpasst die Chance auf Resilienz.
Patrick: Verlässliche Ausschüttungen zählen
Für Patrick zählen verlässliche Cashflows ohne Substanzverzehr und eine klare Dividendenpolitik. Einmal pro Jahram gleichen Stichtag prüft er die Annahmen – nicht täglich den Kurs.
Lisas Praxisformat: zwei Belege, ein Entscheid
Eine Zahl für heute, eine Zahl für morgen.
Zum Beispiel CO2 Intensität je Umsatz heute und ein klarer Pfad zu niedrigeren Werten inklusive geplanter Effizienzinvestitionen.
Danach folgt ein Satz als Entscheidung: Go oder warten.
Wenn sich die Antwort ruhig anfühlt, hält sie oft auch in stürmischen Tagen.
Takeaways
- Nachhaltigkeit ist Risikomanagement und kein Etikett.
- Materielle Faktoren wirken auf Cashflows, Kosten und Bewertung.
- Vier Säulen geben Halt: Story, Fundamentaldaten, Bewertung, Nachhaltigkeit.
- Disziplin schlägt Tempo: klare Rolle, klare Belege, klarer Entscheid.
Mini-Challenge für heute
Wähle eine Aktie oder einen Fonds. Prüfe mit Lisas Vier Säulen Modell: Story, Fundamentaldaten, Bewertung, materielle Nachhaltigkeit. Notiere zwei konkrete Belege. Formuliere deinen Entscheid in einem Satz. Go oder warten.
Aus 1 mach 2: unser Buchhinweis
„Börse kannst auch du“ erscheint in zwei Bänden. Der Stoff ist gewachsen. So gibt es mehr Tiefe und mehr Praxis – bei gleicher Klarheit.

