Zwischen Espresso, Volatilität und Vertrauen

Zwischen Espresso, Zeilen und Zahlen

Espresso in der Hand, Märkte im Blick. Viele fürchten sie, wenige verstehen sie: Volatilität. Das Auf und Ab der Kurse – für manche der pure Stress, für andere die tägliche Dosis Adrenalin. Für mich ist Volatilität vor allem eines: ein ehrlicher Spiegel. Sie zeigt, wie Märkte fühlen, zweifeln, übertreiben – und wieder zur Vernunft finden.

 

Was Volatilität ist – und was nicht

 

Volatilität misst die Schwankungsbreite von Renditen und wird als Risikoproxy verwendet. Sie sagt nicht, wie viel ich fix verliere – dafür eignen sich Größen wie Drawdown oder Value at Risk. Hohe Volatilität bedeutet schlicht: Tages- und Wochenbewegungen können größer ausfallen. Punkt.

 

Risiko und Chance – zwei Seiten derselben Medaille

 

Die intuitive Sicht: Volatilität = Gefahr. Die professionelle Sicht: Volatilität = Preismechanik, die Risiko und Chance freilegt. Dieselben Ausschläge nach unten können auch nach oben führen. Schmerz und Gewinn liegen oft nur einen Herzschlag voneinander entfernt. Wer nur auf kurzfristige Verluste starrt, übersieht das langfristige Ertragspotenzial.

 

Meine erste Aktie – und das, was wirklich bezahlt wird

 

Späte 1990er: Euphorie, Rückschläge, schwarze Schwäne auf dem glitschigen Börsenparkett – alles war dabei. Am Ende wurde ich nicht für Nervosität bezahlt, sondern für Risikobereitschaft und vor allem für Durchhaltevermögen. Genau darum geht es: Wer die Schwankungen aushält, erntet die Rendite.

 

Die große Spanne – und der lange Atem

 

In einzelnen Jahren kann die Schwankungsbreite bei Aktien grob von –50 % bis +50 % reichen. Historische US-Daten (u. a. Arbeiten von Robert Shiller) zeigen: Über lange 20-Jahres-Zeiträume tendiert die reale Verlustwahrscheinlichkeit gegen nahe Null. Das ist keine Garantie für die Zukunft und nicht 1:1 auf alle Märkte übertragbar – es erklärt aber, warum ein Aktienanteil für junge Menschen mit langem Horizont sinnvoll sein kann.

 

Praxis: So machst du Volatilität zur Verbündeten

 

  • Notgroschen zuerst. Drei bis sechs Monatsausgaben am Konto oder Tagesgeld schaffen Luft – und verhindern Panikverkäufe im falschen Moment.
  • Individuelle Mischung statt 100 % Aktien. Die passende Quote hängt von Zielen, Einkommen, Nervenstärke und Zeithorizont ab. Eine Zahl aus dem Internet ersetzt keine Selbsteinschätzung.
  • Zeit ist dein Hebel. Wer 10, 15, 20 Jahre denkt, lässt Volatilität arbeiten, statt ihr auszuweichen.
  • Einmal pro Jahr ausrichten. Rebalancing hält das Risiko im Korridor – ganz ohne Markttiming.
  • Wenn du willst: Nachhaltigkeitskriterien. Wer nach ESG- oder Impact-Aspekten filtert, steigert oft die Identifikation mit dem Portfolio – und damit die Disziplin.
  • Informationsdiät. Weniger Schlagzeilen, mehr System: fixe Sparrate, klare Regeln, seltener Blick ins Depot.

 

Meine Erkenntnis: Unternehmerleben = Hochvolatil

 

Seit fünf Jahren bin ich selbst in einem hochvolatilen Umfeld unterwegs. Erfolge gefeiert, Rückschläge verkraftet, Zweifel durchlebt. Der Ausgang? Ungewiss. Aber für mein Why – Menschen finanzielle Selbstbestimmung zu ermöglichen – ist es der langfristig richtige Weg. Genau wie an der Börse geht es um das große Bild: Strategie, Ausdauer, klare Entscheidungen.

 

60-Sekunden-Ruhe-Check

 

Stell dir drei Fragen:

  1. Habe ich meinen Notgroschen unangetastet?
  2. Passt meine Aktienquote zu meinem echten Zeithorizont – nicht zum heutigen Gefühl?
  3. Würde ich dieselben Positionen auch morgen wieder kaufen?
    Wenn du zweimal mit Ja antwortest, ist Nichtstun oft die beste Aktion.

 

So denken Lisa, Moritz & Patrick

🔸 Lisa: „Mit Notgroschen und klarer Mischung kann ich Schwankungen besser aushalten – und bleibe meiner nachhaltigen Linie treu.“

🔸 Moritz: „–50 % ↔ +50 % schreckt optisch ab. Aber mich überzeugt: bezahlt wird Geduld, nicht Nervosität.“

🔸 Patrick: „Ich brauche Regeln. Einmal pro Jahr nachjustieren, sonst Hände weg – das hält mich ruhig.“

 

Mentor-Moment

Volatilität ist das Rauschen des Lebens – mal laut, mal leise. Die Kunst besteht darin, das Signal nicht aus den Augen zu verlieren.

 

Dein Blick: Erlebst du Volatilität eher als Bedrohung oder als Chance? Schreib mir – ich freue mich auf den Austausch.

 

Hinweis: Keine Anlageberatung. Entscheidungen immer an den eigenen Zielen, dem Risikoprofil und dem Zeithorizont ausrichten.

von | Okt. 1, 2025

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Hinter ecobono stecken die ehemaligen Fondsmanager Kevin Windisch, Josef Obergantschnig und Daniel Kupfner. In diesem Blog wollen sie ihr Wissen, ihre Anlagestrategien und ihre Finanztricks mit Privatanlegern teilen.